„Kaffee ohne Milch geht gar nicht!“ Lange war das ein gerne lautstark geäußerter Glaubenssatz meinerseits. Erst als meine Schwägerin mir im Zuge des Intervallfastenexperiments erzählte, dass sie „einfach beschlossen“ habe, Kaffee schwarz zu trinken, hinterfragte ich meine Starrheit. Ich hatte so sehr auf meiner Gewohnheit beharrt, dass ich gar nicht dazu bereit war, die Möglichkeit des Experimentierens und der Veränderung überhaupt zuzulassen.
Häufig stehen wir uns mit dem Festhalten an Überzeugungen, Routinen oder eingewöhnten Techniken selber im Wege. Zwar genießen wir die Sicherheit der festen Leitplanken, allerdings verschließen wir uns dadurch Türen zum Lernen. Wir Menschen sind wesentlich flexibler, als wir selber oft denken!
Zur Bedeutung vom Verlernen, Vergessen und Loslassen hier Gedanken im Video, bitte „externe Inhalte in dieser Nachricht anzeigen“ aktivieren:
„Verlern“-Notwendigkeiten zeigen sich im Coaching meist als Anliegen im Anliegen. Kommen Sie beispielsweise mit der Frage, wie Sie mit Mitarbeiter X konstruktiver zusammen arbeiten können, mögen Sie bei der Erforschung Ihrer Wirkung auf den Mitarbeiter zu dem Schluss kommen, Ihre automatisierte Führungskommunikation zunächst komplett loszulassen.
In der Konfliktklärung ist Verlernen besonders wichtig und gleichzeitig fällt es uns dann besonders schwer. Denn im Konflikt verlieren wir Menschen unsere Empathiefähigkeit, unsere Wahrnehmung verengt sich in Richtung Beweislieferung für das eigene „Recht haben“ und zugewandtes Zuhören wird quasi unmöglich. Um allerdings Verbindung mit Konfliktpartner*innen herzustellen, bedarf es der Bereitschaft Unterschiede auszuhalten und des Wollens von echter Verständigung. Das erfordert ein inneres Loslassen von „Ich will gewinnen!“, „Schlussendlich habe doch ich Recht“ oder „Ich finde schon die Beweise für sein oder ihr Fehlverhalten“.
Nach dem Verlernen dieser Überzeugungen kann Neues entstehen.
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